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Impuls

Wüstenwanderung

Als wir im Frühjahr während des ersten Lockdowns viele Veranstaltungen und Feiern absagen mussten, vertrösteten wir uns auf den Herbst und planten, ausgefallene oder verschobene Events nachzuholen. Denn wir alle dachten, dass wir bis dahin das Virus längst im Griff und besiegt haben würden.

Nun aber müssen wir schmerzlich erfahren, dass wir uns getäuscht haben und unser Leben zum zweiten Mal stark eingeschränkt ist.

Veröffentlicht am
20. November 2020

Mir fällt dazu das Bild von Sandkasten und Wüste ein. Wir dachten, wir müssten einen Sandkasten durchqueren und würden schnell am anderen Rand ankommen. Jetzt haben wir uns auf einer langen Wüstenwanderung wiedergefunden. Wann werden wir im „gelobten Land“ ankommen? Wenn der Impfstoff auf dem Markt ist? Wenn unser Leben wieder „normal“ ist?

Ich muss an Mose und das Volk Israel denken, die 40 Jahre durch die Wüste gewandert sind (ich hoffe, so lange wird es mit Corona nicht dauern). Anfänglich waren sie guten Mutes, weil sie aus der Gefangenschaft in Ägypten fliehen konnten. Dann aber wurde die Zeit in der Wüste doch sehr lang und die Ressourcen knapp. Die Toleranzschwelle begann zu sinken, ein Murren, Meckern und Jammern begann. Der Aggressionspegel stieg und entlud sich in Angriffen gegenüber Mose, dem Leiter der Wanderung. Das alles kommt mir irgendwie hochaktuell vor.

Folgende Frage stellt sich mir: was stärkt mich/ uns auf der Wüstenwanderung, die vielleicht noch länger dauern kann? Was ist das „Manna“, das mich nährt? Mir sind vier Punkte eingefallen, die mir zur Zeit Kraft geben und mich durchhalten lassen. Diese möchte ich gerne teilen:

- Das Gebet hilft mir, in aller Offenheit und Ehrlichkeit mein Gedanken und Gefühle vor Gott auszusprechen. Ihm sage ich meinen Frust, mein Genervt sein, meine Ängste und meine Wut und stelle dabei fest, dass sich in meinem Herzen etwas verändert, Ruhe einzieht und ich gelassener werde.

- Das tägliche Walken oder Spazieren gehen hält mich einerseits fit für eventuell zukünftige Pilgerwanderungen, gleichzeitig tut mir das Erleben der Natur gerade jetzt im Herbst besonders gut. Der Nebel, der morgens aufsteigt, die Sonnenstrahlen die durchscheinen, die letzten Rosen die in den Gärten leuchten, einfach wunderbar.

- Ich brauche die Gemeinschaft mit anderen Menschen, das geht im Moment nur eingeschränkt, allerdings kann ich mich dennoch mit einer Freundin zum Spazieren gehen treffen, mit einer anderen im Seminarraum mit Abstand zusammensitzen, schöner Musik lauschen und dabei den Sonnenuntergang betrachten. Ich kann mailen, skypen, zoomen und ermutigende und witzige Whats App Nachrichten verschicken und empfangen. Und das gute alte Telefon gibt es ja auch noch…

- Das Telefon benutze ich um zu teilen. Ich rufe täglich Menschen an, die mir in den Sinn kommen und mit denen ich in einen Austausch kommen möchte. Das Teilen der Corona Erfahrungen, die ärgern und frustrieren, aber besonders die gegenseitige Aufmunterung, das Trösten und Mut machen helfen dazu durchzuhalten. Ich bin nicht alleine auf diesem Weg. Einmal brauche ich einen Zuspruch, ein anderes Mal kann ich einen Zuspruch geben.

Wir sind auf einer Wüstenwanderung, die wir uns nicht selbst ausgesucht, die wir nicht geplant haben, unser Leben ist nicht mehr so, wie wir es kannten. Wie wird das „neue“ Leben sein, das gelobte Land? Und vor allem, wann werden wir dort ankommen?

Im Advent, der bald beginnt, singe ich besonders gerne das Lied von Jochen Klepper: „Die Nacht ist vorgedrungen“. Auch das passt, wie ich finde gut zu unserer momentanen Situation:

Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen, dem hellen Morgenstern. Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein. Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid- und schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.